“Mehr Zeit, um wirklich einen Freizeitausgleich zu schaffen.” lautet einer der Kommentare, die ein Teilnehmer in unserer Umfrage zu der 4-Tage Arbeitswoche geschrieben hat. Vier statt fünf Tage pro Woche arbeiten gehen – bei gleichbleibendem Gehalt. In Island wurde das bereits getestet, Spanien legt jetzt nach. Klingt für die meisten erst einmal attraktiv, doch inwiefern wirkt sich das auf die Produktivität und den Stresspegel der Menschen aus? Kann das Modell der 4-Tage-Woche auch in Deutschland getestet werden?
Der Unterschied zwischen 4- und 5-Tage Woche
Wenn man in der Zeit ein wenig zurückblickt, dann stößt man auf die Tatsache, dass bis 1908 sogar eine 6-Tage-Woche üblich war. Diese wurde jedoch zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit abgeschafft und durch die heute bekannte 5-Tage-Woche ersetzt. Bedeutet: Von Montag bis Freitag wurde jeweils acht Stunden am Tag gearbeitet, sodass die heute noch übliche 40-Stunden-Woche zur Regel wurde. Dabei haben Arbeitnehmer gesetzlich Anspruch auf 20 Werktage Urlaub pro Jahr – also mindestens vier Wochen.
Bei dem Modell der 4-Tage-Woche soll vier Tage pro Woche gearbeitet und drei Tage pro Woche freigenommen werden. Geplant ist, dass die Menschen dann eine 35- oder 36-Stunden-Woche absolvieren, jedoch gleiches Gehalt und Anspruch auf 16 Werktage Urlaub pro Jahr, also ebenfalls vier Wochen, erhalten.
Island macht es vor, Spanien zieht nach
In Island wird die 4-Tage-Woche bereits seit 2015 getestet. Das Gehalt blieb dabei gleich und es konnten zusätzliche Kräfte eingestellt werden, was generell neue Arbeitsplätze schafft. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse machen Hoffnung. So stiegen die Überstunden nicht übermäßig an und die Mitarbeiter meldeten sich generell weniger krank, da die erleichterte Work-Life-Balance zu einer Verbesserung der Gesundheit beitrug. Die neu gewonnen Freizeit wurde meist sinnvoll genutzt, z.B. durch Sport. Die Produktivität blieb entweder gleich oder verbesserte sich sogar.
Spanien nimmt sich dieses Experiment nun als Vorbild und ist bereit, ebenfalls die 4-Tage-Woche zu testen.
4-Tage Woche auch in Deutschland: Eure Meinung
Uns interessierte es besonders, wie Deutschland zu der 4-Tage-Woche steht. Dafür haben wir eine Umfrage erstellt, bei der Menschen aus unterschiedlichen Branchen teilgenommen haben. Trotz der hohen Diversität der Branchen sind die Ergebnisse eindeutig. Gut 96% unserer Befragten gaben an, dass sie es sich vorstellen können, nur noch vier Tage pro Woche zu arbeiten. Lediglich 4% konnten sich das demgegenüber nicht vorstellen.
85% waren zusätzlich dafür, dass die 4-Tage-Woche auch in Deutschland getestet werden sollte. 13% standen dem neutral gegenüber und 2% waren dagegen.
Auch bei dem Thema Produktivität meinten die meisten (69%), dass sich eine 4-Tage-Woche dafür eignen würde, um diese zu steigern. 17% der Befragten waren der Meinung, dass die Produktivität gleich bleiben würde und 14% meinten, sie würde eher sinken.
Das Stresslevel bei einer 4-Tage-Woche würde laut 77% der Befragten sinken. 17% meinten, das Stresslevel würde etwa gleich bleiben und 6% waren der Meinung, dass durch eine 4-Tage-Woche noch mehr Stress entstehen würde.
Auch die Gesundheit würde sich 88% der Befragten nach verbessern. Nur 4% waren der Meinung, sie würde sich nicht verändern und 8% sagten, dass sich eine 4-Tage-Woche nicht positiv auf die Gesundheit auswirken würde.
63% der Befragten wären zudem damit einverstanden, wenn der Einzelhandel dem Beispiel folgen würde und für zwei statt einem Tag pro Woche geschlossen bliebe. 21% der Befragten waren dagegen und 16% stehen diesem Thema neutral gegenüber.
In einem Kommentarfeld konnten die Teilnehmer ihre Gedanken zu der 4-Tage-Woche hinterlassen. Dabei stehen einige Teilnehmer der 4-Tage-Woche positiv gegenüber. Ein Teilnehmer sammle ohnehin schon über die Woche Zeit an, um Freitags früher Feierabend zu haben. Eine 4-Tage-Woche würde er also begrüßen, um mehr Zeit für Freunde und Familie zu haben. Jedoch herrscht auch Skepsis, dass eventuell mehr Stunden am Tag gearbeitet werden müsste, da ansonsten die zu erledigende Arbeit nicht geschafft werden könnte. Ein Teilnehmer ist der Meinung, dass die 4-Tage-Woche in den ersten Jahren die Produktivität erhöhen würde, die Menschen sich aber schnell an das neue System gewöhnen und nach einiger Zeit wieder in alte Muster verfallen könnten. Ein weiterer Teilnehmer meinte, dass die 4-Tage-Woche nicht in allen Branchen problemlos umgesetzt werden könne und damit gegebenenfalls sogar mehr Stress als zuvor einherginge.
5-Tage-Woche: Vor- und Nachteile
Die 5-Tage-Woche, wie wir sie kennen, bringt einige Vor- aber auch Nachteile mit sich. Die Vorteile bestehen definitiv darin, dass für aufwendige Projekte und anspruchsvolle Kunden mehr Zeit aufgewendet und eine bessere Betreuung gewährleistet werden kann. Wenn etwas nicht direkt gelingt, herrscht trotzdem eine gewisse Gelassenheit, da genügend Zeit vorhanden ist, was somit auch Stress im Arbeitsumfeld reduzieren kann. Außerdem bleibt bei der 5-Tage-Woche mehr Zeit für soziale Interaktionen mit Kollegen, was generell zu einer besseren Stimmung am Arbeitsplatz und einer guten Atmosphäre im Unternehmen beiträgt.
Die Nachteile der 5-Tage-Woche bestehen darin, dass die Zeit teilweise nicht intensiv genutzt wird. Die Kreativität der Mitarbeiter wird oftmals durch nutzlose Meetings und unnötigen Diskussionen blockiert. Für Menschen in Berufen, die einer hohen Belastung ausgesetzt sind, gibt es zudem keine ausreichende Erholung bei einer 5-Tage-Woche. Dazu können wichtige Termine wie z. B. bei Ärzten oder mit Handwerkern oftmals nur unter der Woche wahrgenommen werden. Das bedeutet für viele Arbeitnehmer, dass sie sich ein paar Stunden oder sogar den ganzen Tag freinehmen müssen.
4-Tage-Woche: Vor- und Nachteile
Die 4-Tage-Woche bringt ebenfalls Vor- und Nachteile mit sich. Vorteile bestehen darin, dass Arbeitnehmer mehr Zeit für Erholung und mehr Freizeit bekommen und dadurch die Gesundheit verbessert werden kann. Durch mehr freie Tage kann auch die Bereitschaft für Überstunden steigen und diese stellen gegebenenfalls nicht mehr eine so große Belastung dar. Dabei wird die Zeit insgesamt intensiver genutzt und sinnlose Aufgaben werden gestrichen. Handwerkertermine oder Arztbesuche können auf den freien Tag in der Woche geschoben werden und müssen damit nicht mehr während der Arbeitszeit stattfinden. Generell trägt die 4-Tage-Woche zu einer Steigerung der Attraktivität des Unternehmens bei. Sie wirken damit innovativer und flexibler.
Aus der 4-Tage-Woche ergeben sich aber auch Nachteile. Dadurch, dass Zeit eingespart werden muss, kann schnell am falschen Ende gespart werden. Wenn z.B. die soziale Interaktion mit den Kollegen nicht mehr vorhanden ist, kann dies zu einer Verschlechterung der Stimmung und der Atmosphäre im Unternehmen führen. Wenn nicht alle Aufgaben in der vorgegebenen Zeit erledigt werden, können schnell Überstunden anfallen und die Arbeitnehmer könnten dadurch überfordert werden. Ein freier Tag mehr würde für viele Unternehmen einen weiteren Tag ohne abgeschlossene Verträge oder ohne Vertriebstätigkeiten bedeuten. Für Start-Ups ist eine 4-Tage-Woche daher weniger sinnvoll. Diese befinden sich noch im sehr zeitintensiven Unternehmensaufbau und müssen mit oftmals sehr begrenzten Mitteln auch in einem kleinen Team mit Flexibilität gegenüber potenziellen Kunden punkten. Generell wird dieses Konzept also nicht in jeder Branche beziehungsweise jedem Unternehmen umgesetzt werden können.
Fazit
Trotz einiger Skepsis stehen viele der 4-Tage-Woche positiv gegenüber und sind sogar bereit, diese auch einmal zu testen. Sie hat ihre Vor- und Nachteile – wie einerseits mehr Zeit für den Freizeitausgleich zu schaffen, aber gleichzeitig auch den Drang dahin, Arbeit von fünf in vier Tagen zu leisten. Letztendlich wird die 4-Tage-Woche nicht für jede Branche sinnvoll sein und funktionieren. Es muss also jeder für sich selbst entscheiden, ob dadurch die Produktivität gesteigert und Stress vermindert werden kann.