Leidet unsere psychische Gesundheit?
Potentielle stressige Situationen sind im normalen Alltag vorprogrammiert: Egal, ob es der Stau auf der Autobahn oder die ständige Ablenkung im Büro ist. Im Home Office fällt die Anfahrt weg und jeder hat seine Ruhe.
Auf den ersten Blick klingt das doch eigentlich perfekt, oder? Wer jedoch genauer hinsieht oder es ganz einfach mal selbst eine Weile lang ausprobiert, erkennt – auch Zuhause kann der Stress einen einholen.
Das Thema Mental Health gewinnt heutzutage auch in der Öffentlichkeit mehr und mehr an Bedeutung. Es ist entscheidend, auf den eigenen Körper zu hören und sich um die eigene Gesundheit zu kümmern. Dazu zählt die physische, wie auch die psychische Gesundheit, da nur so die bestmögliche Leistung erbracht werden kann. Eine gesunde Work-Life-Balance ist wichtiger, aber wie erreicht man diese eigentlich, wenn man am selben Ort wohnt und arbeitet?
Das Arbeiten im Home-Office bringt ohne Zweifel viele Vorteile mit sich. Eltern beispielsweise können mehr wertvolle Zeit mit ihren Kindern genießen, da sie nach dem Feierabend direkt ins Familienleben einsteigen können. Im besten Fall kann also die Zeit mit Familie, Freunden oder Mitbewohnern deutlich gesteigert und genossen werden. Wer jedoch keine Familie oder Mitbewohner hat, mit denen man während kurzen Pausen oder nach der Arbeit Zeit verbringen kann, wird möglicherweise schnell einsam.
Psychische Belastung
Nicht alle Leute können die Vorteile der Arbeit im Home-Office nutzen und beschreiben sich häufig als müde und antriebslos, einsam oder gestresst. Aber warum ist das so? Allgemein gibt es viele Gründe und Ursachen, die negative Gefühle auslösen können und somit die Psyche beeinflussen. Da es im Home-Office oft keine klare Trennung von Arbeitsplatz und Wohnraum gibt, verschwimmen private und geschäftliche Dinge gerne mal und sorgen so dafür, dass das Privatleben darunter leidet.
Weiterhin macht sich durch diese Vermischung bei vielen Leuten ein Gefühl der Isolation breit, wenn die Komponente der sozialen Interaktionen fehlt. Gemeinsame Pausen und Flurgespräche mit Kollegen fallen im eigenen Zuhause weg und besonders für Menschen, die häufige zwischenmenschliche Interaktionen brauchen, kann die Arbeit daher belastend werden. Der Druck gute Arbeit zu leisten kann dazu führen, dass das Privatleben manchmal hinten angestellt wird, wenn es keine klare Trennung zwischen Arbeits- und Freizeit gibt. Viele Menschen leiden unter den Folgen und haben erhöhten Stress.
Physische Belastung
Während es also eindeutige Faktoren gibt, welche die geistige Gesundheit im Home-Office beeinflussen, darf man die körperliche Gesundheit nicht vergessen. Zwar könnte man denken, dass es keinen großen Unterschied macht, ob man im Büro oder zu Hause am Schreibtisch sitzt, das ist allerdings nicht ganz wahr. Die Realität ist, dass viele Menschen an unangemessenen Orten wie dem Sofa, dem Bett oder am Küchentisch auf unbequemen Stühlen arbeiten, anstatt an einem angemessen ausgestatteten Arbeitsplatz.
Weiterhin sind im Büro regelmäßige kurze Pausen, Gänge zum Kopierer oder in die Kaffeeküche zum Plausch mit den Kollegen gegeben und sorgen dafür, dass man sich in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen die Beine vertritt. In den eigenen vier Wänden neigen viele Menschen dazu, sich mehr auf die Arbeit zu fokussieren, oder ab und zu Ablenkung am Smartphone zu suchen. Dies führt dazu, dass man oft stundenlang in für den Körper ungesunden Positionen an einer Stelle sitzt. Rücken-, Kopf- und Nackenschmerzen sind daher oftmals bereits vorprogrammiert.
Was kann ich dagegen tun:
Um gesundheitlichen Problemen vorzubeugen, gibt es einige einfache Tipps und Tricks, die man im Alltag ganz einfach anwenden kann.
- Schöner Arbeitsplatz: Eine angenehme Umgebung kann die Arbeitsmoral deutlich beeinflussen und die Motivation steigern. Wem es also möglich ist, sollte sich einen angenehmen Arbeitsplatz einrichten, als Anreiz, doch nicht mit dem Laptop auf dem Bett zu sitzen, sondern am Schreibtisch produktiv zu werden.
- Feste Arbeitszeiten: Ein Vorteil des Home-Office ist es bekanntermaßen, dass es möglich ist, die Arbeitszeiten ein wenig mehr an den eigenen Rhythmus anzupassen. Wer also bereits um 7 Uhr motiviert beginnen möchte, um dann möglicherweise den Arbeitstag schon etwas früher zu beenden, um den Rest des Tages zu genießen, sollte dies tun. Man sollte im besten Fall jeden Tag regelmäßige Pausen, einen Anfang und ein klares Ende der Arbeitszeit festlegen und sich dann auch daran halten. So kann man sicherstellen, dass die Tage nicht nur aus Arbeit bestehen und nahtlos ineinander übergehen.
- Dehn-, und Atemübungen: Kurze regelmäßige Übungen können sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit verbessern. Dazu gehören sowohl kurze Spaziergänge, einfache Dehnungen für den Rücken, als auch Atemübungen, die nur wenige Minuten dauern und trotzdem einen großen Unterschied machen. Manchmal reicht es vollkommen, sich entspannt zurückzulehnen, die Augen zu schließen und eine Weile tief ein und auszuatmen.
Wie kann ich als Arbeitgeber meinen Mitarbeitern helfen?
Natürlich muss am Ende jeder für sich selbst entscheiden, wie der eigene Arbeitsalltag im Detail aussieht. Allerdings gibt es durchaus Dinge, die Arbeitgeber tun können, um sicherzustellen, dass die psychische Gesundheit der Mitarbeiter im Home-Office nicht leidet.
- Virtuelle Team-Events: Um den Kontakt zwischen den Kollegen aufrechtzuerhalten und den Teamzusammenhalt zu verbessern, gibt es unzählige Möglichkeiten sich bei virtuellen Team-Events auch privat auszutauschen. Wenn die Beziehungen zwischen allen Mitarbeitern gut sind, verbessert sich die Arbeitsatmosphäre automatisch und die Arbeit macht gleich mehr Spaß.
- Regelmäßige Check-ups: Es ist wichtig, dass die Vorgesetzten regelmäßig mit allen Angestellten kommunizieren, um sich Vorschläge, Wünsche und eventuelle Bedenken anzuhören. So kann sichergestellt werden, dass die Mitarbeitenden sich mit einbezogen und verstanden fühlen.
- Flexibel sein und Verantwortung übergeben: Die Mitarbeiter nur sehr selten oder gar nicht persönlich zu sehen, kann eine große Umstellung sein und verändert oft die Beziehung zwischen Vorgesetzten und Angestellten. Jedoch ist es besonders im Home-Office wichtig, allen Kollegen Vertrauen und Verständnis entgegenzubringen. Die Möglichkeit, die Arbeitszeiten flexibel zu gestalten und eine selbstständige Arbeitsweise zu entwickeln sind essenziell, um die Zufriedenheit der Mitarbeiter sicherzustellen.
Ausführlichere Informationen dazu gibt es in unserem Beitrag zum Thema Distance Leadership.
Fazit
Da das Home-Office, zumindest in einer, vermutlich auch in Zukunft Teil der Arbeitswelt bleiben wird, müssen Arbeitgeber sicherstellen, dass die mentale Gesundheit ihrer Angestellten nicht darunter leidet. Nach und nach müssen Modelle und Maßnahmen entwickelt werden, welche die maximale Zufriedenheit aller Arbeitnehmer im Home-Office als Ziel haben.
Arbeitgeber sollten daher schon jetzt Pläne mit Ausblick auf die Zukunft entwerfen. Die psychische Gesundheit eines jeden Menschen ist extrem wichtig, auch um weiterhin produktive Arbeit zu leisten. Die angemessene Ausstattung eines jeden Arbeitsplatzes, ein guter Teamzusammenhalt, aber auch eine klare Trennung zwischen Arbeit und Privatleben sind daher unerlässlich.